Bevor Mitte der 90er Jahre
Oasis die britische Musikpresse retteten, indem sie neben mediokrer Rockmusik Unerhörtes und völlig Neues hervorbrachten - Prügeleien, Hotelzimmer zerkloppen und alle beschimpfen usw. -, schien kurzzeitig sich das britische Zentrum für Popmusik von London etwa 300 Kilometer nach Westen zu verschieben: In Bristol entstand plötzlich richtig interessante Musik, die sofort auch dank des bekloppten Labels Trip-Hop lebensgefährlich verletzt wurde. Doch verfügten
Massive Attacks 'Protection' und
Portisheads 'Dummy' (jeweils 1994) über große Stärke: herrlich bekifftes Phlegma und Unaufgeregtheit, so dass die Musik gelassen, aber weder spießig noch trivial erschien. Adrian Thaws, der drei Jahre zuvor auf 'Blue Lines', dem Debüt von
Massive Attack, noch Tricky D hieß, publizierte im Frühjahr 1995 mit 'Maxinquaye' (nach seiner Mutter benannt), den dritten Meilenstein. Plötzlich war nochvollziehbar, was 25 Jahre zuvor
Sly Stone mit 'There's A Riot Goin' On' eigentlich wollte: Klaustrophobie und Dystopie mit Funk versetzen, eine von vornherein kaputte Party. 'Protection', 'Dummy' und 'Maxinquaye' hatten viele Gemeinsamkeiten: Aus dem Hip-Hop stammte die Idee, Sounds und Samples so in die Komposition zu integrieren, dass die Grundeinheit der Musik weniger die Band, sondern das Studio wurde. Diese amöbenhaft pulsierenden Songs waren organisch und beseelt, obschon sie völlig aus vielen Teilen montiert waren.